Persönlicher Beitrag von Aleksandra Forni: „Warum Väter von Töchtern DIE Chance für Chancengleichheit sind“

80 Mitglieder BGV frauenPOWER

Stilistisch gesehen gewinnt mein Blog-Titel keinen Blumenstrauss, ganz klar. Dennoch widerstrebt es mir von Gleichstellung zu sprechen. Meine persönliche Traumvorstellung ist die Chancengleichheit. Nicht stehenbleiben (..stellung!) – lieber anpacken, Verantwortung übernehmen, Schritt für Schritt vorwärts gehen, sich entscheiden können für die Chance, die man nutzen möchte. Ein persönliches auf Wiedersehen.

Ich kenne sie nicht, aber ich mag ihre Art zu denken
Ich zitiere gerne kurze, knappe Aussagen in meinen Texten. Dass ich einen ganzen Abschnitt 1-1 wiedergebe, ist schier unglaublich. Doch dieser Einleitungstext von Marcel Speiser geht mir seit seinem Newsletter-Versand (Handelszeitung) Ende Oktober nicht mehr aus dem Kopf.

Von Vätern mit Töchtern und deren Erfahrungen
«Es sind nur zwei Sätze, aber die haben es in sich, wenn man – wie Sie, ich und viele andere – über Frauen in Kaderfunktionen nachdenkt. Zwei Sätze von Headhunterin Doris Aebi. Zwei Sätze, die uns zu denken geben sollten. Voilà: «Besonders Männer in Entscheidungsfunktionen, die Töchter im Berufsleben haben und hören, wie es teilweise zu- und hergeht, setzen sich vermehrt für Frauen ein. Deshalb wünsche ich jedem Wirtschaftsführer eine Tochter, die Karriere machen will.» [Marcel Speiser, Handelszeitung]

Na, wie geht’s Ihnen damit? Eben.

Status quo
Ich habe mich selbst nie als Frauenrechtlerin wahrgenommen oder mich um knallhart ehrlich zu sein dafür interessiert. Ich war eine von denen, die meinten, dass die Gleichstellung schon längst Realität sei. Zwölf Jahre habe ich bei einem Autoimporteur gearbeitet, war meist die einzige Frau in Dutzenden von Gremien und Projektgruppen, zuletzt die einzige Geschäftsführerin von rund 80 Betrieben. Es hat mir gefallen. Gedanken, warum nicht mehr Ladies hier sind, machte ich mir wenig.

Und dann kam die Schwangerschaft. Gleichstellung? Der war gut! Aus, die Maus.

Stillstand ist besser als Rückschritt
Auch wenn wir bis zur Chancengleichheit noch einen weiten Weg vor uns haben, unsere Vorreiter:innen haben uns schon sehr viel ermöglicht. An dieser Stelle mein aufrichtiges, demütiges und herzliches Mahalo dafür! Was mir aktuell aber am meisten Sorgen bereitet sind die Backlashes, welche sich in vielen Teilen der Welt anschleichen. Das amtliche Armutszeugnis des Obersten Gerichtshofs in Amerika kommt mir in den Sinn. Denn das Recht auf Abtreibung steht unter Druck – wegen Politikerinnen der SVP, EDU und der Mitte-Partei auch bei uns in der Schweiz! Der Kopf hinter den Volksinitiativen: ein Mann.

Und jetzt?

Ich könnte stundenlang lamentieren, doch ich denke es ist Zeit für einen gemeinsamen und allem voran positiven Weg. Die Wirtschaft (90% ist keine Teilzeit 😉) und die Politik (BVG, 3. Säule für alle öffnen, Förderung der Vereinbarkeit von Familie & Beruf etc.) haben noch einiges an Arbeit zu verrichten. Darauf zu warten, halte ich für falsch. Denn alle von uns können schon heute etwas tun. Was? Hier gerne drei konkrete Vorschläge:

  1. Wer den schönen roten Pass sein eigen nennen darf: Geht wählen, stimmt ab – nutzt bitte unser hart erkämpftes Recht und feiert damit auch gleich unsere Demokratie!

  2. Sprecht in der Partnerschaft VOR der Schwangerschaft über eure konkreten Pläne – ein Pensum von jeweils 70% ist optimal, sofern machbar. Der Rattenschwanz der Teilzeitarbeit ist grausam (und) lang. Weil Gleichstellung auch eine Geldfrage ist.

  3. Väter haben ein Recht auf Ihre Kids – und umgekehrt! Liebe Unternehmen: Teilzeitarbeit ist nicht nur für Mütter gedacht. 😉

Mit diesem persönlichen Beitrag verabschiede ich mich aus dem BGV #frauenPOWER OK, bin aber weiterhin Mitglied unseres genialen Ladies-Netzwerks. Danke für eure Bekanntschaften, Feedbacks, Gedanken und Likes, es war mir eine Freude!

Mahalo an Claudine, Evelyn & Marina
Als ich vom BGV #frauenPOWER gehört habe, war ich begeistert – und bin es noch. Dies wegen der coolen Ladies, welche zu uns gehören und allem voran wegen meiner Wegbegleiterinnen, die beim Aufbau alles gegeben haben. Claudine: Du bist einfach der Hammer, die personifizierte positive Energie, die gefühlt nie müde wird, auch wenn sie müde ist. Deine Grafikkünste sind von einer anderen Welt. Evelyn: Deine Bilder sprechen eindeutig mehr als 1’000 Worte und deine Amaretti sind der Wahnsinn, du als Person toppst sie dennoch beide. 😉 Marina: Ich freue mich, dass wir mit dir eine «Nachfolgerin» gefunden haben, unser Kennenlernen beim Speed-Dating wird mir ewig in Erinnerung bleiben – viel Spass bei der Organisation der zukünftigen Events!

Aloha, Aleksandra

28.01.2023
Text: Aleksandra Forni
Grafik: Claudine Fehr